Wandel der St?dtepartnerschaft
Vom Bev?lkerungstreff zur strategischen Beziehung Exklusiv
Die Idee der St?dtepartnerschaft entstand nach dem Zweiten Weltkrieg zun?chst als deutsch-franz?sische Initiative, um sich nach zwei Weltkriegen wieder einander anzun?hern. Ist das Konzept der St?dtepartnerschaft von heute noch vergleichbar mit dem damaligen, beziehungsweise ist es noch zeitgem???
Wir differenzieren in Oldenburg zwischen St?dtepartnerschaften mit historischer Funktion, wie die mit Frankreich – diese haben sich ein Stück weit überlebt – und den neuen Verbindungen, die sich als strategische Partnerschaften beschreiben lassen. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass letztere anfangs nicht formalisiert sind. Es gibt von beiden Seiten zun?chst nur eine Absichtserkl?rung zur Kooperation. Anhand konkreter Projekte zeigt sich die Zusammenarbeit sp?ter, wie die bereits genannte Teilnahme an der Weltgartenbauausstellung.
Ich denke, dass der Ideenaustausch zu bestimmten Themen, wie Verbesserungsm?glichkeiten des Alltagslebens in den Kommunen und auf der operativen Ebene der Stadtverwaltung, für beide Seiten sinnvoll ist. Inhalte sind zum Beispiel: Wie organisiert ihr den ?ffentlichen Nahverkehr, wie organisiert ihr die Abfallwirtschaft, wie organisiert ihr Energiekreisl?ufe.
Was heutzutage nicht mehr gut funktioniert, sind gr??er angelegte Treffen der Bev?lkerung, wie damals mit Frankreich. Viele Sport-, Kultur- und Heimatvereine auf beiden Seiten trafen sich nach dem Krieg, die Busse fuhren hin und her. Das hat ausgedient. Die Grenzen sind heute durchl?ssiger. Es ist nicht mehr notwendig, über eine organisierte St?dtepartnerschaft das Wissen über die Partnerstadt und das jeweilige Land zu organisieren.
Prof. Gerd Schwandner trifft sich mit dem frühreren Xi'ans Bürgermeister Chen Baogen w?hrend der Gartenbauausstellung (Foto vom April 2011, mit freundlicher Genemigung von Prof. Gerd Schwandner)
Wie hat Oldenburg von dieser Partnerschaft profitiert?
Die Partnerschaft war Teil unserer Internationalisierungsstrategie. Oldenburg hat verstanden, dass sich die Stadt anders aufstellen muss – nicht im Sinne von Arbeitspl?tzen oder Bruttosozialprodukt – sondern in Bezug auf ihr Prestige. Das Bild, was man von Oldenburg hat, ist heute ein anderes als das von vor 15 Jahren. Sich nach au?en ?ffnen, das Image einer internationalen Stadt aufbauen. Das war das Ziel und das ist uns gelungen.
Welchen wirtschaftlichen Nutzen haben St?dtepartnerschaften?
Es geht vorrangig um den gezielten Austausch bestimmter Gruppen, von Wirtschaft und Wissenschaft. Das haben wir von Anfang an so gehandhabt. Bei Delegationsreisen und Austausch waren immer diese zwei Gruppen vertreten.
Man kann aber nicht erwarten, dass sich bei einem einmaligen Treffen sofort ein wirtschaftlicher Nutzen ergibt. Das dauert oft Jahre. Es ist einfacher, wenn man eine heimische produktionsorientierte Wirtschaftsstruktur hat. Das war die Schw?che von Oldenburg, weil Oldenburg eine Dienstleistungsstadt ist mit vielen Banken und Versicherungen. Einfacher war es im Bereich IT, weil Oldenburg von der Universit?t her sehr stark IT-orientiert ist und über den Energieversorger EWE sehr früh auf erneuerbare Energie gesetzt hat. Wir haben eine hohe Kompetenz, wie man zum Beispiel ein Netz organisiert, was über erneuerbare Energien gespeist wird, wenn nicht immer die Sonne scheint und nicht immer der Wind weht. Eines der Projekte, das entstanden ist, weil wir immer auch einen Wissenschaftler mit dabeihatten, war, dass die Wissenschaftler der EWE eine Studie für China geschrieben haben mit der Frage: Wie organisiert man in China ein Stromnetz, das vor allem aus erneuerbarer Energie gespeist wird.